Unser Hormonhaushalt kann durch viele Faktoren aus dem Gleichgewicht geraten: durch chronischen Stress, eine ungesunde Lebensweise, Medikamente, Krankheiten Vitamin- und Nährstoffmangel oder auch durch die Wechseljahre. Und nicht immer braucht es Medikamente, um ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Machen wir uns nichts vor – kaum jemand von uns lebt wirklich so gesund, dass es nirgendwo mehr Luft nach oben gibt. Zugegeben: Ein gesunder Lebensstil in allen Bereichen erfordert eine Menge Disziplin. Aber gerade, was unseren Hormonhaushalt angeht, kann er einiges zum Gleichgewicht beitragen.
Dies bestätigt auch die Gynäkologin Mariyana Despodova, Oberärztin in der Frauenpraxis KSA am Bahnhof Aarau: «Ein ausgewogener Lebensstil hat einen signifikanten Einfluss auf unseren Hormonhaushalt. Allein sich genügend zu bewegen, hilft enorm. Man sollte hier jedoch darauf achten, nicht zu lange Einheiten zu absolvieren, denn kürzere und regelmässige Bewegungseinheiten regen die Muskelfunktion an, was wiederum die Hormonproduktion erhöht.» Genauso wichtig ist genügend Schlaf. Sieben bis acht Stunden Schlaf sind ideal, damit der Körper es schafft, genügend Hormone freizusetzen, die für die Regeneration notwendig sind.
Fastfood, zu viel Zucker und gesättigte Fette (z. B. Wurst, Käse, Butter, Palmöl etc.) sollten tabu sein, wenn man den Hormonhaushalt natürlich regulieren möchte. Hier sollte man lieber auf Omega-3-Fettsäuren (z. B. Fisch, Leinöl etc.) und Ballaststoffe (z. B. Vollkornbrot, Gemüse, Nüsse etc.) setzen. Zusätzlich kann man vermehrt Lebensmittel zu sich nehmen, die den Hormonhaushalt aktiv ins Gleichgewicht bringen (z. B. Leinsamen, Kürbis- und Sonnenblumenkerne, getrocknete Früchte, Hülsenfrüchte etc.).
Kaffee, Cola oder Energydrinks enthalten in der Regel allesamt Koffein. Koffein stresst den Körper, da dadurch Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet werden. Dies kann das hormonelle Gleichgewicht ins Wanken bringen. Daher gilt auch hier: Die Koffeinzufuhr sollte auf ein Minimum reduziert werden.
Wer sich rundum gesund ernährt, braucht eigentlich keine Nahrungsergänzungsmittel. Trotzdem können einige davon den Hormonhaushalt beeinflussen: Die Vitamine C und E sowie Magnesium können den Körper unterstützen und helfen, starken hormonellen Schwankungen vorzubeugen. Es ist ratsam, dies vorher mit dem Gynäkologen zu besprechen.
Die Natur hält eine wahre Apotheke für allerlei Beschwerden bereit. Am bekanntesten dürfte der Mönchspfeffer sein, der insgesamt hormonell harmonisierend wirkt. Die Inhaltsstoffe von Mönchspfeffer beeinflussen, wie Studien zeigen, vor allem den Prolaktinspiegel und bringen so den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht. Wenn der Prolaktinspiegel aus dem Gleichgewicht kommt, können diverse Beschwerden und Krankheitsbilder wie Zyklusstörungen, Menstruationsbeschwerden, psychische Störungen und Erkrankungen, eine Schilddrüsenunterfunktion oder gar Unfruchtbarkeit entstehen.
Auch das sogenannte Seed Cycling gewinnt an Popularität – sowohl vor wie auch während den Wechseljahren. Hier nimmt man, je nach Zyklusphase, unterschiedliche Samen zu sich, um die Hormonproduktion zu unterstützen. Mariyana Despodova: «In der ersten Zyklushälfte nimmt man täglich Leinsamen und Kürbiskerne zu sich, die die Bildung und Freisetzung von Östrogen unterstützen. In der zweiten Zyklushälfte kommen eher Sonnenblumenkerne und Sesamsamen zum Einsatz. Sesamsamen stimulieren die Produktion von Progesteron, während Sonnenblumenkerne nebst Magnesium und Selen mit ihren Omega-3-Fettsäuren das Wohlbefinden fördern.» Seed Cycling kann sowohl bei hormonell bedingten Problemen wie auch in der Menopause helfen, gewisse unangenehme Symptome zu lindern.
Pflanzen wie zum Beispiel Salbei, Frauenmantel, Lavendel oder die wilde Yams-Wurzel können ebenfalls sowohl während der Menstruation wie auch in den Wechseljahren eine positive Wirkung auf den Hormonhaushalt haben: Menstruationsbeschwerden werden gelindert und Hitzewallungen und Schwitzen in den Wechseljahren reduziert.
Doch Vorsicht: Manche Pflanzen können auch zu Wechselwirkungen mit Medikamenten führen. Auch bei der H se.cms.dragAndDrop ormonregulierung aus der Natur ist es immer wichtig, sich vorab beim Gynäkologen oder in der Apotheke zu informieren, da gewisse Wirkstoffe zum Beispiel nicht gemeinsam mit der Pille oder während einer Schwangerschaft oder der Stillzeit eingenommen werden sollten.
Für eine natürliche Hormontherapie werden heute vor allem sogenannte bioidentische Hormone verwendet. Mariyana Despodova klärt auf: «Dies sind auf natürlichem Weg, zum Beispiel aus Pflanzen, gewonnene Hormone, die in einem Labor so modifiziert werden, dass sie ganz genau der biochemischen Struktur unserer Hormone entsprechen. Dies hat zur Folge, dass diese Art von Hormonen im menschlichen Körper auf die gleiche Weise wirken, wie unsere eigenen. Das bedeutet, dass auch die gleichen Abbauprodukte entstehen, ohne dass toxische Zwischenprodukte entstehen können, wie dies bei chemisch hergestellten Hormonen passieren kann.» Bioidentische Hormone werden vor allem bei Hormontherapien während den Wechseljahren eingesetzt, um einen Hormonmangel auszugleichen.
Die Gynäkologin erklärt: «Es gibt immer einen individuellen Behandlungsplan, der spezifisch auf jede Patientin abgestimmt ist. Auch wenn diese Hormone direkt aus der Natur kommen, ist es dennoch ein Eingriff in den Hormonhaushalt. Bei unsachgemässer Anwendung oder einer Überdosierung können entsprechende Nebenwirkungen entstehen. Es ist also äusserst wichtig, eine solche Therapie genauso ärztlich zu begleiten und zu überwachen, wie eine herkömmliche Hormontherapie. Jede Entscheidung, welche Therapie man nun anwenden möchte, ist eine individuelle – denn auch Ihr Körper ist einzigartig. Und wir Ärzte helfen Ihnen, den für Sie richtigen Weg zu zum hormonellen Gleichgewicht finden.»